von Thomas Albrich.
Oberleutnant, später Hauptmann Feldpilot Camillo Perini, geboren am 18.6.1887 in Pula oder Matarello im Trentino. Er war Berufsoffizier im kaiserlichen Heer. 1908 schloss er die Artillerieschule für Offiziere in Wien ab und wurde mit 1. September 1908 zum Leutnant ernannt.[1] Anschließend diente er im 8. Feldartillerie-Regiment in Görz. 1912 kam er zu denn k.u.k. Luftfahrtruppen, besuchte den Piloten Kurs in Wiener Neustadt, wo er am 8. Juli 1912 den Flugschein Nr. 54 erhielt.[2]
Vor allem im Jahre 1913 flog Oberleutnant Camillo Perini immer wieder im Raum Aspern – Fischamend – Wiener Neustadt. Am 23. Juni 1913 begann die Flugwoche in Aspern, an der auch die beiden Brüder Perini teilnahmen. Zum Abschluss der Flugwoche am 29. Juni 1913 waren sie Teil eines Geschwader-Fluges von zehn Lohner-Daimler-Pfeilfliegern. Oberleutnant Camillo Perini flog „Belizar“, sein Passagier war sein Bruder Leutnant Max Perini.[3]
Kurz vor Beginn des Ersten Weltkriegs hieß es, dass beim neu aufgestellten Flieger-Regiment auch Mannschaftspersonen als Piloten ausgebildet würden. Der erste Fliegerkurs in Fischamend begann am 11. Juni 1914 und Oberleutnant Camillo Perini war einer der beiden Ausbildner von der Luftschifferabteilung.[4]
Zu Beginn des Ersten Weltkriegs diente Oberleutnant Camillo Perini anfangs in der Flik 8 an der russischen Front.[5] Im September 1914 hieß es im Tiroler: Oberleutnant Camillo Perini wurde im September 1914 mit dem Militärverdienstkreuz mit der Kriegsdekoration ausgezeichnet, „weil er kühne Flüge über den Feind in Russland ausführte. Sein Aeroplan wurde von 8 feindlichen Kugeln getroffen.[6] Und in den Innsbrucker Nachrichten hieß es:
„Wertvolle Meldungen von kühn ins Feindesland im Norden und Süden ausgeführten Flügen brachten noch die Oberleutnants [Karl] Banfield […] und Kamillus Perini.“[7]
Im April 1915 wurde Camillo Perini zur Flik 7 bei den Balkanstreitkräften an die serbische Front versetzt.[8] Er kam schon am 21. Mai 1915 zur Flik 12 wieder an die russische Front, im August 1915 zur Flik 4 an die italienische Front und am 14. November 1915 zurück zur Flik 12. Im November 1915 wurde er Hauptmann.[9] Am 5. Dezember 1915 kam er als Kommandant zur Flik 11 und diente bis 1. Oktober 1917 an der russischen Front. Bis zum Februar 1916 erhielten Hauptmann Camillo Perini und Hauptmann Raoul Stoisavljevic, das einzige Tiroler Fliegerass, das Militärverdienstkreuz III. Klasse.[10] Im Jänner 1917 erhält Camillo Perini das permanente Feldpilotenabzeichen, im Juli 1917 das Eiserne Kreuz II. Klasse, im August 1917 das silberne Militärverdienstkreuz.[11] Seit Oktober 1917 bis zum Ende Oktober 1918 diente an der italienischen Front. Im Oktober 1917 kam er als Kommandant zur Flik 66D, ab 26. Jänner 1918 ging er als Kommandant zur Artillerieflieger Lehrkompanie (neu).[12]
Aufgrund der Niederlage Österreich-Ungarns emigrierte Camillo Perini auf Anraten seiner polnischen Fliegerkollegen Anfang November 1918 nach Polen. Am 15. November 1918 schloss er sich der polnischen Fliegertruppe an. Er nahm als Flieger am Polnisch-ukrainischen Krieg teil und war dann Kommandant III. und II. Fliegergruppe. Im April 1920 wurde er zum Chef der Flieger beim Oberkommando der polnischen Streitkräfte ernannt. 1921 wurde er Oberst und Kommandant des 1. Fliegerregiments, dann Kommandant des 3. Flieger-Regiments (von April 1922 bis April 1925) und des 6. Fliegerregiments (ab April 1925 bis Februar 1929). Perini war der Ranghöchste im Korps der polnischen Fliegeroffiziere. Am 31. März 1929 ging er mit 42 Jahren in Pension.
Er blieb in Warschau, wo er auch als Journalist tätig war und über die Militärluftfahrt schrieb. Zu Beginn des Zweiten Weltkrieges im September 1939 ging er nach Italien wo er geheim die Evakuierung polnischer Soldaten nach Frankreich organisierte. 1940 wurde er von der italienischen Polizei verhaftet und in Montefiascone unter Hausarrest gestellt. Er starb am 27. August 1942 einem Spital in Viterbo an den Folgen einer akuten Blinddarmentzündung.[13]
Offene Fragen:
Wo sind die Brüder Perini geboren bzw. wo haben sie gewohnt? In Mattarello oder Pola/Pula?
Gehört Richard Perini, Oberleutnant in der Reserve, ebenfalls zur Familie von Camillo und Maximilian (Max)? Sein Pilotendiplom Nr. 1009 erhielt er am 8.2.1918.[14] Er diente der Flik 19 und war seit 8.5.1918 Kommandant des Flip 6.[15]
Hieß der Vater der Perinis ebenfalls Richard? Im Frühjahr 1915 wurde dem „Oberleutnant des Ruhestandes Richard Perini aus Pola“ die Silberne Ehrenmedaille des Roten Kreuzes verliehen.[16]
[1] Wiener Zeitung, 18.8.1908, S. 19.
[2] Marcus F. Zelezny, Pilotendiplome des österreichischen Aero-Clubs. Inhaber, Prüfer und Bedingungen (1910-1919), Wien 2019, S. 33.
[3] Allgemeine Sport-Zeitung, 28.6.1913, S. 899 f.
[4] Fremden-Blatt, 6.6.1914, S. 5; Allgemeine Sport-Zeitung, 13.6.1914, S. 609.
[5] Veinfurter, Das Fliegende Personal, S. 46 und 50.
[6] Der Tiroler, 13.9.1914, S. 4.
[7] Innsbrucker Nachrichten, 3.9.1914, S. 2.
[8] Veinfurter, Das Fliegende Personal, S. 46 und 50.
[9] Veinfurter, Das Fliegende Personal, S. 31 und 65.
[10] Allgemeine Sport-Zeitung, 20.2.1916, S. 110.
[11] Veinfurter, Das Fliegende Personal, S. 61 und 228 f.
[12] Veinfurter, Das Fliegende Personal, S. 61 und 228 f.
[13] Camillo Perini, in: Wikipedia, l’enciclopedia libera, eingesehen 30.10.2020.
[14] Marcus F. Zelezny, Pilotendiplome des österreichischen Aero-Clubs. Inhaber, Prüfer und Bedingungen (1910-1919), Wien 2019, S. 33.
[15] Veinfurter, Das Fliegende Personal, S. 313.
[16] Reichspost, 15.5.1915, S. 5.