von Nikolaus Hagen.
Emil Johann Kieser kam am 24. Juni 1888 in Meran als Sohn des Ingenieurs Johann (Hans) Kieser und der Hedwig Jud zur Welt. Einige Tage darauf, am 29. Juni, wurde er in der katholischen Stadtpfarrkirche St. Nikolaus getauft. Die Familie lebte damals in der Meraner Laubengasse im Haus Berglauben Nr. 40.[1]
In seiner Geburtsstadt besuchte Kieser die Knabenvolksschule. Einer seiner damaligen Mitschüler war der spätere Prähistoriker und zeitweilige NS-Unterrichtsminister Oswald Menghin.[2] Im Juni 1907 legte er am Meraner k.k. Obergymnasium die Matura ab.[3] Anschließend leistete Kieser den Militärdienst als Einjährig-Freiwilliger bei den Tiroler Kaiserjägern. Anfang 1909 avancierte er zum Reserve-Fähnrich des 3. Tiroler Kaiserjägerregiments.[4] Mit 1. Jänner 1913 wurde er zum Leutnant in der Reserve ernannt.[5] Nach dem Militärdienst studierte er in Innsbruck Rechtswissenschaften und promovierte Ende Februar 1913 zum Doktor der Rechte.[6] Anschließend begann er die Ausbildung zum Rechtsanwaltsanwärter in seiner Heimatstadt Meran.
Nach dem Beginn des Ersten Weltkriegs rückte Kieser zu seiner Stammtruppe, dem 3. Tiroler Kaiserjägerregiment ein. Im September 1914 wurde er das erste Mal verwundert und kam zuerst nach Wien[7] und dann zum Erholungsurlaub zurück nach Tirol:
„Aus Meran wird uns geschrieben: In Meran sind in den letzten Tagen verwundet oder krank eingetroffen. […] KJ.-Reserveleutnant Emil Kieser, Schußverletzung (Meran)“[8]
Im Juli 1915 wurde er erneut verwundet.[9] Mit 1. September 1915 avancierte Kieser zum Oberleutnant in der Reserve.
Ende Mai 1916 wurde Kieser zur Ausbildung als Beobachteroffizier zu den Luftfahrtruppen kommandiert. Im Juli 1916 absolvierte er die Ausbildung bei der Flosch. Am 11. Oktober erfolgte die Einteilung als Beobachter bei der Flik 36.[10] Diese Flik war Ende 1916 der (deutschen) Heeresgruppe Generalfeldmarschall von Mackensen unterstellt und an der Rumänischen Front eingesetzt. 1917 wurde sie Teil der (deutschen) 9. Armee an derselben Front.[11]
Kieser wurde wiederholt sehr positiv beurteilt; er sei „zum Feldpiloten sehr geeignet“ hieß es in den Monatsberichten der Flik 36 regelmäßig.[12] Im Novemberbericht 1917 wurde er sogar als „zum Jagdflieger besonders geeignet“ bezeichnet. Nachdem Kieser bis dahin stets „Doppelaufstiege“ absolviert hatte, das heißt als Beobachter mit einem anderen Piloten geflogen war, begann er Anfang 1918 allein zu fliegen. Im Februar 1918 verzeichnete er bereits 15 Soloaufstiege. Ab diesem Zeitpunkt wurde er als Pilotenführer und Beobachter geführt. Die Ausbildung zum Piloten hatte er offenbar im Felde absolviert. Im Mai/Juni 1918 wurde Kieser als Lehrer zur Flosch transferiert, wo er bis Kriegsende verblieb.[13] Zuvor war er im September noch zum Feldpiloten ernannt worden.
Im Laufe des Krieges erhielt Emil Kieser zahlreiche Auszeichnungen, darunter das Karl Truppenkreuz, das Militärverdienstkreuz 3. Klasse mit der Kriegsdekoration und Schwertern, zweimal die Militärverdienstmedaille in Silber (Signum Laudis), einmal in Bronze mit Schwertern sowie das Eiserne Kreuz 2. Klasse.[14]
Nach dem Krieg heiratete Kieser. Vermutlich lebte er in Wien und verstarb 1946.
[1] Taufbuch 1798–1898, Katholische Kirche St. Nikolaus, Meran, fol. 49, Nr. 105.
[2] Meraner Zeitung, 29.6.1898, S. 3.
[3] Meraner Zeitung, 26.6.1907, S. 8.
[4] Meraner Zeitung, 6.1.1909, S. 2.
[5] OeStA, KA, LFT Offizierskartothek, Kieser Emil.
[6] Meraner Zeitung, 23.2.1913, S. 24.
[7] Allgemeiner Tiroler Anzeiger, 17.9.1914, S. 6.
[8] Allgemeiner Tiroler Anzeiger, 28.10.1914, S. 9.
[9] Innsbrucker Nachrichten, 2.7.1915, S. 6.
[10] OeStA, KA, LFT Offizierskartothek, Kieser Emil. Siehe auch Veinfurter, Das Fliegende Personal, S. 151.
[11] Karl Meindl, Luftsiege der k.u.k. Luftfahrtruppe, Rumänische Front 1916 – 1917 (öfh nachrichten Sonderheft 27), Wien 2001, S. 7–9.
[12] OeStA, KA, LFT, Kt. 185, Monatsberichte der Flik 36.
[13] OeStA, KA, LFT Offizierskartothek, Kieser Emil.
[14] OeStA, KA, LFT, Personalakt Emil Kieser.