von Thomas Albrich.
Leutnant in der Reserve Josef Stowasser vom 2. Landesschützen- (später Kaiserschützen-) Regiment Bozen, geboren am 25. Juli 1894 in Kufstein als Sohn des Wenzel und der Lotte Stowasser, erhielt als Infanterist am 7. Juni 1916 „für tapferes Verhalten vor dem Feinde“ eine „Allerhöchste belobenden Anerkennung“.[1]
Im Juni 1917 meldete er sich bei den Fliegern und mit der Hilfe seines Bruders Jakob, der schon Flieger war, kam er ohne medizinische Untersuchung in der Fliegerschule Wiener Neustadt unter. Angeblich nach nur der halben Ausbildung meldete er sich bei den Kampfpiloten und wurde in Pergine an der Tiroler Front stationiert.[2] Tatsächlich kam Josef Stowasser am 31. August 1917 als Pilotenschüler von der Flet zur Flik 24 und war im Oktober 1917 noch immer Pilotenschüler. In dieser Zeit erlebte er eine Reihe von Abstürzen. Sein erster Absturz wurde durch einen Defekt ausgelöst. Er krachte in einen Baum und wurde aus dem Flugzeug geschleudert, ohne sich gröber zu verletzen. Im November 1917 wurde er dann zum Oberleutnant ernannt. Einen Monat später erfolgte bei einer Nachtlandung sein zweiter Absturz, wobei er wieder nur leichte Verletzungen erlitt.[3] Dramatisch die Darstellung im Tiroler Heldenbuch, die ziemlich unwahrscheinlich klingt: Er sei in einen Wirbelsturm gekommen, woraufhin er abstürzte und drei Tage bewusstlos liegen blieb. Wo das passierte, ist nicht bekannt. Ob er hinter den feindlichen oder hinter den eigenen Linien abstürzte: es bleibt fraglich, warum er drei Tage unentdeckt blieb.[4]
Er kam Anfang Februar 1918 von der Flik 24 zur Flik 21 und war dann auf Urlaub.[5] Stowasser besaß übrigens noch immer keinen Pilotenschein.[6] Nach Darstellung im Tiroler Heldenbuch wurde er im Jänner 1918 für dienstuntauglich erklärt. Darauf legte er Protest ein und kam am 16. März 1918 wieder für einen Aufklärungsflug zum Einsatz.[7] Am 18. März folgte sein letzter Flug, denn er wurde im Luftkampf bei Asiago von italienischen Fliegern tödlich getroffen. Er schaffte es noch, das Flugzeug hinter die eigenen Linien zu bringen und zu landen. Ein Satz des 23-jährigen Josef Stowasser kurz vor seinem Tod war bezeichnend für seine Einstellung:
„Meine lieben Eltern, ich in jung und ledig. Wir Deutsche müssen alles daran setzten, um zu siegen. Man darf nicht empfindlich sein, die Zeit ist zu kritisch.“[8]
Die erste Meldung des Abschusses erfolgte in einem Telegramm am 19. März 1918: Das Flugzeug 69.20 mit Pilot Oberleutnant Josef Stowasser, Flik 21, Beobachter Leutnant Karl Schäfer, wurde in einem Luftkampf über dem Monte Sisemol mit Sopwith abgeschossen. Stowasser wurde durch Schüsse in Hals und Brust verwundet. Schäfer übernahm nach dreimaligem Überschlagen des Flugzeugs die Führung desselben und landete im Walde südlich Monte Dorolo hinter den eigenen Linien. Der Pilot erlag seinen Verletzungen, der Beobachter blieb unverletzt.[9]

Die Innsbrucker Nachrichten meldeten den Tod von Josef Stowasser am 23. März 1918:
„Heldentod eines Fliegers. Der Sohn der Privaten Wenzel und Lotte Stowasser in Natters Feldpilot Oberleutnant Josef Stowasser von einer Fliegerkomp. hat [am 16.3.1918] in Südtirol im Kampfe mit weit überlegenem Gegner den Tod gefunden. Sterbend brachte er sein Flugzeug hinter die eigenen Linien und verschied gleich nach der Landung auf einem Gletscher. Seine Leiche wurde zu Tal gebracht und bis zur Ueberführung nach Innsbruck provisorisch bestattet. Der Kaiser zeichnete den braven Flieger persönlich durch eine hohe Auszeichnung aus, die er aber nicht mehr lebend empfangen konnte.“[10]
Am 2. April 1918 erschien ein etwas ausführlicherer Bericht in den Innsbrucker Nachrichten:
„Zum Heldentod des Fliegeroberleutnants Josef Stowasser berichtet man uns noch: Die Leiche des Herrn Fliegeroberleutnants Josef Stowasser kann aus Gründen militärischer Natur dermalen nicht nach Innsbruck überführt werden. So ruhen seine Gebeine auf dem Militärfriedhofe Persen (Pergine), von wo aus er seinen letzten Flug über den Feind begonnen hatte. Er fiel als tapferer Held im Kampfe gegen eine fünffache feindliche Ueberlegenheit in der Nähe von Asiago, von mehreren Schüssen durchbohrt, am 18. März, vormittags 8 Uhr. Er lenkte das Flugzeug selbst, seine Ernennung zu [Feld]Piloten stand unmittelbar bevor. Der Tod muß unmittelbar eingetreten sein, gleich darauf überschlug sich das führerlose Flugzeug in der Luft. Sein Begleiter, der als Beobachter seinen Sitz hinter ihm hatte, brachte in Folge seiner bewunderungswürdigen Geistesgegenwart das Flugzeug trotz Verfolgung in einem Walde zum Landen und rettete so sich und die Leiche seines Führers vor der Gefangennahme und sicherem Verderben. Beide wurden mit dem Orden der Eisernen Krone [3. Klasse mit Kriegsdekoration und den] Schwertern ausgezeichnet, welche Belohnung Oberleutnant Stowasser leider nicht mehr als ein Lebender tragen konnte, so wurde sie ihm nebst den beiden Signum laudis und dem Karl-Truppen-Kreuz auf seinem letzten Gange vorangetragen. Oberleutnant Stowasser war nicht nur als Offizier, sondern auch als Mensch bei seinen Kameraden und Freunden beliebt, und wird ihnen in steter Erinnerung bleiben.“[11]
Zum Abschluss der Eintrag zu seinem Tod im Tiroler Heldenbuch:
„Am Vorabend seines Namenstages, 18. März 1918, erhielt er den Auftrag, die feindlichen Linien aufzuklären. Um 8 Uhr morgens stieg er mit 2 Begleitflugzeugen auf. Als er über die italienischen Stellungen kam, griff ihn eine große Anzahl feindlicher Flieger an, er erhielt gleich beim ersten Angriff 5 tödliche Schüsse: einen durch die Wirbelsäule, 2 in die Brust und 2 in den Unterleib. Unter Aufgebot aller Kräfte gelang es, mit Hilfe seines Beobachters Leutnant Schäfer, das Flugzeug noch hinter die eigenen Linien zu lenken, es landete auf einem Berge bei Asiago, wo Stowasser in den Armen seines Freundes und Begleiters verschied Die Leiche wurde nach Pergine überführt und dort auf dem Militär-Friedhof mit allen militärischen Ehren bestattet. Kaiser Karl selbst besuchte das Grab des toten Helden und legte persönlich den Orden der eisernen Krone III. Klasse darauf.“[12]
Erst posthum wurde er im April 1918 mit Wirkung vom 10. März 1918 zum Feldpiloten ernannt.[13]
[1] Fremden-Blatt, 7.6.1916, S. 3.
[2] Tiroler Ehrenbuch, Gedenkblatt für Josef Stowasser.
[3] Veinfurter, Das Fliegende Personal, S. 109.
[4] Tiroler Ehrenbuch, Gedenkblatt für Josef Stowasser.
[5] Veinfurter, Das Fliegende Personal, S. 109, 99.
[6] Marcus F. Zelezny, Pilotendiplome des Österreichischen Aero-Clubs, Wien 2019, S. 37.
[7] Veinfurter, Das fliegende Personal, S. 99.
[8] Tiroler Ehrenbuch, Gedenkblatt für Josef Stowasser.
[9] Luftstreitkräfte, Telegramm 19.3.1918. KA, Luftstreitkräfte, Frontlage Meldungen 1917/18, Karton 180, Front-Tagesmeldungen Gen. Inspektor, März 1918.
[10] Innsbrucker Nachrichten, 23.3.1918, S. 5.
[11] Innsbrucker Nachrichten, 2.4.1918, S. 3; ebd., 1.5.1918, S. 3.
[12] Tiroler Ehrenbuch, Gedenkblatt für Josef Stowasser.
[13] Veinfurter, Das fliegende Personal, S. 99.