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Flieger des Monats

Korporal Oskar Bernhart

von Stefan Stachniß.

Der älteste aus Vorarlberg stammende Pilot war der am 6. Oktober 1888 in Dornbirn geborene Oskar Franz Bernhart. Seine Eltern waren Johann Bernhart aus Röns und Maria Josefa Moll aus Düns. Der Vater, ein gelernter Sticker, ging seiner Arbeit im benachbarten Satteins nach, wo die Familie dann ihren Wohnsitz hatte. Bernhart erlernte zunächst ebenfalls das Stickerhandwerk, ehe er im Jahr 1909 gemustert und dem 4. Tiroler Kaiserjägerregiment zugeteilt wurde. Doch bereits im Dezember 1909 wurde er nach einer Überprüfung aus dem Heer entlassen.

Gesichert ist, dass er sich 1917 zum freiwilligen Dienst bei den k.u.k. Luftfahrtruppen meldete und diesen ab dem 20. Oktober dauerhaft zugeteilt war. Er absolvierte die Ausbildung zum Flugzeugführer und diente ab dem 14. Juni 1918 bei der Fliegerkompanie 45. Im Juli 1918 wurde zur Fliegerkompagnie 36 an die Italienfront versetzt, bei der er bis zum Kriegsende blieb. Insgesamt soll er an fünf Luftkämpfen teilgenommen haben und dabei „jedes Mal mit zerschossener Maschine zurückgekommen sein“.

Als äußerst ereignisreich spielte sich dann seine Heimkehr von der Front ab. Bernhart war mit seinem Flugzeug, einer Hansa-Brandenburg C.I mit der Nummer 369.167 über die Schweiz in Richtung Feldkirch unterwegs, als er am Dienstag, den 5. November 1918, kurz nach 17 Uhr, auf der Panxwiese bei Landquart eine Notlandung einleiten musste. Die darauffolgende Bruchlandung beschädigte das Flugzeug, ließ Bernhart jedoch unverletzt. Allerdings wurde er sogleich von den Schweizer Behörden aufgegriffen und in die Kaserne nach Chur eskortiert.

Bei seiner Einvernahme gab er an, dass er von der Front bei Novaledo knapp 20 km südöstlich von Trient in der Valsugana mit Ziel Feldkirch losgeflogen sei und infolge Benzinmangels notlanden musste. Die Neue Zürcher Zeitung berichtete am folgenden Tag, dass er bereits um fünf Uhr morgens von der Front aufgestiegen sei und die Orientierung verloren habe. Anschließend an diese Meldung berichtet die Grenzwache in Samaden, dass ein „italienischer Doppeldecker in mäßiger Höhe vom Unterengadin her durchs ganze Engadin herauf“ kommend um „4 ¾ Uhr“ ohne Erfolg beschossen worden sei.

Diese Meldungen werfen Fragen hinsichtlich der tatsächlichen Flugroute des Vorarlberger Piloten auf, zudem finden sich in weiteren Zeitungsartikeln der folgenden Tage widersprüchliche Angaben. Seine eigenen Angaben zur Flugroute von der Front bei Novaledo bis nach Landquart sowie die Aussage, dass er bereits um fünf Uhr in der Früh losgeflogen sei, erscheint jedenfalls sehr unwahrscheinlich. Denn eine Flugdauer von über 12 Stunden hätte einen Tankstopp und eine größere Pause notwendig gemacht haben. Davon war allerdings keine Rede.

Plausibler erscheint eine andere Flugroute, nämlich von Hall in Tirol über Landeck und das Engadin bis schließlich nach Landquart. Dafür spricht ein Bericht, wonach die Fliegerkompagnie 36 bereits zwei Tage vor seiner Notlandung, „am Sonntag von der italienischen Front zur Demobilisation nach Hall beordert“ worden sei. Dort sollten die Flieger demontiert werden und die Auflösung der Truppen stattfinden. In der „allgemeinen Unordnung und Disziplinlosigkeit handle alles nach Gutdünken, raffe und stehle zusammen, was mitnehmbar sei“, und so könnte sich Bernhart in dem allgemein herrschenden Chaos in Hall dazu entschieden haben, mit einem Doppeldecker, der mit zwei Maschinengewehren und viel Munition ausgerüstet war, nach Hause nach Vorarlberg zu fliegen. Demnach hob er um drei Uhr in Hall ab und steuerte dem Inn entlang direkt in die Schweiz. Erst als er zu den Oberengadiner Seen bei St. Moritz kam, habe er erkannt, dass er die falsche Richtung eingeschlagen hatte. Durch den ungeplanten Umweg, der Treibstoff gekostet hatte, konnte er seine Hansa-Brandenburg nur mehr bis kurz nach Chur steuern. Ob Bernhart also gegenüber den Behörden in Bezug auf die Flugroute gelogen hatte, kann dennoch nur vermutet werden. Das Eingeständnis eines Orientierungsverlusts während des Rückflugs von der Front mag ihm leichter gefallen sein als der nicht angemeldete Flug von Hall in seinen Heimatort. Andernfalls wäre ihm womöglich sogar Desertion vorgeworfen worden. Das Flugzeug wurde von den Schweizer Behörden beschlagnahmt, demontiert und nach Dübendorf bei Zürich gebracht, während Bernhart über Buchs nach Vorarlberg zurückkehren konnte.

Zurück in der Heimat heiratete er die aus Lienz stammende Emma Kammerlander. Während sie zunächst noch in Satteins fünf Kinder zur Welt brachte, übersiedelte die Familie Anfang der 1930er-Jahre nach Innsbruck, wo ein weiteres Kind zur Welt kam. 1936 war die Familie wieder in Nenzing ansässig, zog aber im Jahre 1942 nach Frastanz. Oskar Bernhart starb am 2. Jänner 1974 in Frastanz.

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