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Flieger des Monats

Oberleutnant Hermann Plenk

von Nikolaus Hagen.

Hermann Plenk kam am 31. August 1886 in Innsbruck zur Welt. Seine Eltern waren der Mediziner Dr. Ferdinand Plenk und dessen Ehefrau Juliane Plenk, geborene Blaas, genannt Julie. Zuständig und wohnhaft war die Familie in der mährischen Landeshauptstadt Brünn. Es war allerdings kein reiner Zufall, dass Hermann Plenk in Innsbruck zur Welt kam. Sein Vater war in Sillian in Osttirol zur Welt gekommen und in Innsbruck aufgewachsen, die Mutter stammte aus einer Innsbrucker Metzgerfamilie. Die Sommer verbachten die Familie meist bei Verwandten in Innsbruck oder am Zweitwohnsitz im Achental.

Der Vater, Ferdinand Plenk (1846–1927), hatte in Wien und Innsbruck Medizin mit Spezialisierung auf die Augenheilkunde studiert. An der Universität Innsbruck wurde er erster Assistent des dortigen Ordinarius für Augenheilkunde Ludwig Mauthner (1840–1894). Anfang des Jahres 1876 habilitierte er sich und wurde als Privatdozent an der Augenklinik zugelassen. Im Juli desselben Jahres heiratete er Julie Blaas in Innsbruck. Ein Jahr darauf, im Mai 1877, eröffnete er seine eigene Praxis in Innsbruck. Offenbar hing das damit zusammen, dass Mauthner damals seinen Lehrstuhl in Innsbruck aufgab und nach Wien übersiedelte. Fünf Jahre später, nämlich Anfang 1882, verließ auch Plenk Innsbruck, wo er – wie schon zuvor Mauthner – zu geringe berufliche Entfaltungsmöglichkeiten sah. Die Innsbrucker Nachrichten bedauerten diesen Wegzug, zeigten aber auch Verständnis:

Ferdinand Plenk „[…] in den weitesten Kreisen als geschickter Augen- und Ohrenarzt bekannt und gesucht, der sich hier durch seine glücklichen Operationen eine ausgebreitete Praxis erworben hat, wird Innsbruck bleibend verlassen und sich in Brünn niederlassen. Er hat bereits seit anfangs Februar in der mährischen Hauptstadt seine Praxis begonnen. Diese große, reiche Stadt bietet dem tüchtigen Arzte auch ein viel ausgedehnteres Feld seiner Wirksamkeit als die verhältnismäßig kleine Universitätsstadt Innsbruck. Man wird Herrn Doctor Plenk hier schwer vermissen; doch werden ihn die besten Wünsche seiner dankbaren Verehrer auf seinen neuen Posten begleiten.“

In Mähren etablierte sich Ferdinand Plenk rasch. Schon 1884 wurde er Primar an der Augenklinik der mährischen Landeskrankenanstalt in Brünn. Dennoch dürfte die Familie weiterhin oft in Innsbruck gewesen sein. Im August 1883, also nach dem Umzug nach Brünn, kam die Tochter Elisabeth in Innsbruck zur Welt, 1886 dann Hermann. Die Familie hatte einen Sommersitz im Achental und überhaupt blieb sie Tirol eng verbunden. Gemeinsam mit dem aus Brixen stammenden Mittelschulprofessor in Brünn, Karl Mendl, organisierte Ferdinand Plenk 1908 in Mähren eine Hilfssammlung für Götzens und Zirl, die damals von Murenabgängen betroffen waren. Im selben Jahr erhielt Plenk das Ritterkreuz des Franz-Joseph-Ordens verliehen. Zur Ruhe setzte er sich erst hochbetagt nach dem Ersten Weltkrieg. Mit 81 Jahren bestieg er im Sommer 1926 noch den Hochiß im Rofan, was angesichts seines hohen Alters auch verschiedenen Zeitungen eine Meldung wert war. Im Jahr darauf starb er in Brünn. Die Bestattung soll allerdings in Innsbruck stattgefunden haben.

Hermann Plenk wuchs also in Brünn auf, hatte aber enge Verbindungen nach Innsbruck und Tirol. Über seine Schulbildung und Jugendjahre ist bislang nichts näheres bekannt. Vermutlich absolvierte er eine höhere Schule (er sprach Französisch und Englisch) und trat 1906 in die Artilleriekadettenschule – wohl jene in Traiskirchen – ein. Jedenfalls wurde er um den Jahreswechsel 1907/08 zum Reservekadetten der Feldartillerie ernannt und zum Neujahr 1911 zum Leutnant der Reserve bei der Schweren Haubitzdivision Nr. 2 befördert. Zu Beginn des Weltkriegs wurde er in der Schweren Haubitzdivision Nr. 9 eingesetzt. Mit 1. Mai 1915 avancierte er zum Oberleutnant in der Reserve. 1917 wurde er dem neuaufgestellten schweren Festungsartillerieregiment Nr. 10 zugeteilt, das aus der Schweren Haubitzdivision Nr. 9 hervorging. Zu diesem Zeitpunkt hatte er bereits die Bronzene und die Silberne Militärverdienstmedaille am Bande des Militärverdienstkreuzes verliehen bekommen.

Am 18. März 1917 wurde er „zwecks Ausbildg zum Beob.“ zu den Luftfahrersatztruppen kommandiert. Anfang Juni wurde er der Fliegerkompagnie 48, die an der Tiroler Front eingesetzt war, als Beobachter zugeteilt. Laut dem Monatsbericht der Flik 48 absolvierte er im August drei Flüge. Die aktive Fliegerkarriere währte allerdings nur kurz. Im September verletzte sich Plenk bei einem Absturz schwer. In der Offizierskarte befindet sich folgender Eintrag: „infolge eines Sturzes bei einer Havarie am 24/9 ins Spital abgegangen“. Laut den Personalstandberichten der Flik 48 war Plenk bis inklusive Jänner 1918 im Spital. In diesem Monat erhielt er das Militärverdienstkreuz 3. Klasse mit der Kriegsdekoration und den Schwertern „in Anerkennung tapferen Verhaltens als Flieger vor dem Feinde“. Mit 15. Februar 1918 wurde Plenk, der wohl aufgrund seiner Verletzungen nicht mehr feldverwendungsfähig war, zu den Fliegerersatztruppen transferiert und dort in der Stabsabteilung eingesetzt. Im August 1918 wurde er von der Stabsabteilung in das Fliegerarsenal versetzt.

Nach Kriegsende kehrte Plenk vermutlich zuerst nach Brünn zurück. Am 21. Oktober 1920 heiratete er dort Marianne Wittrich. Später zog Plenk nach Innsbruck und wurde Teilhaber des holzverarbeitenden Unternehmens Kranebitter und Kofler (später nur mehr Kranebitter). 1927 engagierte er sich für die Wirtschaftliche Vereinigung für Tirol, einer Abspaltung der deutschfreiheitlichen Partei.

Im August 1932 verstarb Hermann Plenk in Innsbruck, wenige Tage vor seinem 46. Geburtstag.