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Flieger des Monats

Oberleutnant Max Schoßleitner

von Thomas Albrich.

Oberleutnant Max Schoßleitner wurde am 25. November 1895 in Innsbruck als Sohn der Luise und des Karl Schoßleitner sen. geboren und nach Salzburg heimatzuständig. Sein älterer Bruder Karl, ein Schriftsteller, war Offiziersbeobachter und Kriegsberichterstatter. Die Familie Schoßleitner war 1892 aus Trient nach Innsbruck gezogen, nachdem der Vater Karl Schoßleitner sen., Bezirkstierarzt in Trient, im August diesen Jahres zum provisorischen Veterinärinspektor bei der k.k. Statthalterei befördert worden war. 1894 starb ihr zweiter Sohn Alois im Alter von knapp drei Jahren, 1895 wurde Max geboren und ein Jahr später erfolgte der nächste wichtige Karriereschritt: Karl Schoßleitner sen. wurde im Frühjahr 1896 zum k.k. Landestierarzt bzw. Veterinärreferent bei der Landesregierung in Salzburg ernannt. Er verstarb plötzlich am 20. August 1907 als salzburgischer Landes-Veterinär-Referent, der sich hervorragende Verdienste um das Veterinärwesen des Landes erworben hatte, im Alter von 47 Jahren in Salzburg.

Vor dem Eintritt ins Militär beim Infanterieregiment 76 hatte Max Schoßleitner das Gymnasium mit der Matura abgeschlossen, war römisch-katholisch und ledig. Seit 1. September 1915 Leutnant, absolvierte er zwischen Juli und September 1916 die Fliegeroffiziersschule. Beim Eintritt in die Luftfahrtruppen beherrschte er neben Deutsch auch Ungarisch für den Dienstgebrauch. Zu dieser Zeit lebte seine Mutter Luise als Witwe in Salzburg, Wolfdietrichstraße 23.

Am 19. Oktober 1916 kam Max Schoßleitner vom Lehrbataillon als Beobachteroffizier zur Flik 8. Am 12. Jänner 1917 erzielte er gegen einen russischen Nieuport-Einsitzer seinen ersten Luftsieg im Hansa-Brandenburg C.I (28.30) der Flik 8 bei der k.u.k. 2. Armee in Ostgalizien. Die k.u.k. Flieger befanden sich in Geschwaderstärke auf dem Rückflug von einem Bombenangriff auf den Bahnhof und die Stadt Radziwillow. Das russische Flugzeug wurde zur Notlandung gezwungen. Am 24. Jänner 1917 kam Schoßleitner als Beobachter zur Flik 42 und wurde schon Ende Februar 1917 zur Flik 17 an die Tiroler Front verlegt.

Im März 1917 wurde er offiziell zum Flugzeug-Beobachter-Offizier ernannt und erhielt im Mai 1917 das Militärverdienstkreuz 3. Klasse. Bei der Flik 17 erzielte er am 2. Juni 1917 mit seinem Piloten Feldwebel Franz Goder seinen zweiten Luftsieg, am 10. Juni 1917 den dritten und vierten Luftsieg. Danach kam er zur Pilotenausbildung und erhielt am 31. August 1917 den Pilotenschein Nr. 777. Im September 1917 erhielt er erneut das Militärverdienstkreuz 3. Klasse, im Oktober 1917 erreichte er den Status eines Feldpiloten. Als Pilot ist von Oberleutnant Max Schoßleitner bis Kriegsende kein Luftsieg mehr verzeichnet. Allerdings gibt es Aufzeichnungen, die von fünf Luftsiegen sprechen. Damit wäre er nach Hauptmann Raoul Stoisavljevic der zweite Tiroler, der den Status eines der rund 50 k.u.k. Fliegerasse erreicht hätte.

Am 1. November 1917 wurde er Oberleutnant und erhielt das Feldpilotenabzeichen. Am 10. November 1917 kam er als Interimskommandant zur Flik 7. Diese Fliegerkompagnie befand sich an der russischen Front, und Schoßleitner absolvierte im Dezember 1917 wegen des Waffenstillstands keine Flüge. Die nächsten Aufzeichnungen stammen vom März 1918: Schoßleitner hatte im Laufe des Monats gerade einen Flug zu absolvieren. Im April und Mai 1918 war es jeweils wieder nur ein Flug. Zwischen dem 15. und 22. Juni 1918 absolvierte er dann sechs Aufklärungsflüge. Im September 1918 war Oberleutnant Max Schoßleitner mit der Flik 7 wieder an der Tiroler Front in Gardolo bei Trient stationiert. Er absolvierte nur noch zwei Flüge – am 17. September über den Passubio nach Riva am Gardasee und am 26. September ein Radioschießen. Bis Mitte Oktober 1918 war er vorübergehend Kommandant der Flik 7J, die gerade noch fünf „dienstfähige“ Piloten hatte. Mitte Oktober 1918 wurde er zur Fliegerersatztruppe versetzt. Nach dem Krieg schlug er sich zuerst als Pressefotograf durch. Was er danach machte, ist noch unbekannt. Er taucht erst wieder auf, als er die Stelle eines Flughafenleiters in Salzburg erhielt. In den Innsbrucker Nachrichten vom 27. Februar 1935 hieß es:

„Das Bundesministerium für Handel und Verkehr hat einen Dienstvertrag des Salzburger Stadtmagistrats genehmigt, wonach die Stelle eines Flughafenleiters mit Hauptmann Feldpilot a. D. Max Schoßleitner besetzt wird. Der neue Flughafenleiter Max Schoßleitner ist Kriegsflieger. Der heute 40jährige ist ein Sohn des ehemaligen k.k. Landesveterinärreferenten Schoßleitner, hatte als Offiziers-Photoflieger der alten Armee zuerst das Zivilpilotendiplom erworben, und war einer der ersten hundert noch lebenden Diplominhaber der ‚Federation international aeronautique‘. Im Verlaufe des Krieges erwarb er sowohl das österreichische als auch das deutsche Feldpilotenabzeichen. 1918 war Schoßleitner an der Tiroler Front Führer Jagdstaffel 7J. Seine Verdienste als Flieger wurden durch Nennung des Namens im Heeresbericht und durch neun Kriegsauszeichnungen gewürdigt.“

Sein weiterer Lebensweg und sein Todesdatum sind uns derzeit noch unbekannt. Nur aus dem Februar 1946 gibt es einen Bericht, wonach in Linz die 23-jährige Ingeborg Schoßleitner ermordet aufgefunden wurde. Die Trauerparte unterzeichnete ihr Vater Max Schoßleitner im Namen aller Verwandten.