Categories
Flieger des Monats

Zugsführer Hans Mitterer

von Thomas Albrich.

Hans Mitterer, geboren am 27. April 1890 in Wörgl und heimatberechtigt in Hopfgarten, war der Sohn von Maria und Simon Mitterer. Gemustert wurde er am 22. Juni 1911 in Innsbruck. Bei seiner Musterung wurden beim Zimmermann keine besonderen Kennzeichen oder Gebrechen festgestellt, außer einer Narbe auf der linken Kopfseite. Er sprach nur Deutsch und war 1.64 groß. Am 1. Oktober wurde er auf der Losreihe auf drei Jahre in der Linie, sieben Jahre in der Reserve und zwei Jahre in der Landwehr am 1. Oktober 1911 zum k.u.k. 4. Tiroler Kaiserjägerregiment eingereiht.

Seinen Pilotenschein Nr. 2000 erhielt er am 21. März 1918 und kam im Juni 1918 von der Fliegerersatztruppe zur Flik 2. In der Nacht vom 15./16. Juni 1918 wurde er bei einem Absturz schwer verletzt; sein mitfliegender Beobachteroffizier war Oberleutnant Albrecht Marcus. Im Juli 1918 war er bereits wieder im Einsatz und bei Kriegsende anfangs November 1918 flog er, um der italienischen Gefangenschaft zu entrinnen, mit seiner Einsatzmaschine, wie einige seiner Kollegen auch über den Brenner in seine Heimat. Hans Mitterer flog nach Itter und landete dort auf der „Lend“, einem flachen Feld. Der Flieger wurde dann zerlegt nach Hopfgarten transportiert und hinter dem Gasthaus Unterbräu gelagert. Als der Gasthof 1972 niederbrannte, wurde auch das Flugzeug entsorgt. Den Propeller aus Holz erhielt damals der mittlerweile verstorbene OSR Vinzenz Dablander, der diesen jemandem vom Flugplatz Langkampfen schenkte.

Hans Mitterer lebte nach Kriegsende in Hopfgarten, heiratete am 17. Februar 1919 in Absam die am 27. April 1893 geborene Rosina (Rosa). Sie hatten drei Kinder, Johann jun. geboren am 13. Oktober 1920 und die beiden Mädchen Rosina jun., geboren am 10. Oktober 1919, und Hermine, geboren am 15. Jänner 1924. Hans Mitterer war Sozialdemokrat und Kapellmeister der Musikkapelle Hopfgarten, die ihm 1931 die Ehrenmitgliedschaft verlieh. Der Familie Mitterer gehörten neben Hans vier Burschen weitere an, die alle bei der Musikkapelle Hopfgarten spielten.

Zuletzt war Hans Mitterer Ziegeleiarbeiter und hoffte, die wirtschaftliche Not der 1930-er Jahre in Brasilien leichter überwinden zu können. Im Herbst 1933 mit Andreas Thaler nach Dreizehnlinden in Brasilien aus. Von den Hopfgartnern, die 1933 nach Dreizehnlinden auswanderten, waren zehn Mitglieder aus der Großfamilie Mitterer, nämlich Ernst, Hermine, Hans, Johann, Josef jun. und Josef sen.; Karolina und Karoline, Rosa jun. und Rosa sen. Mitterer (die Gattin von Johann Mitterer) und Eduard Klemm und Franz Schopper mit dabei.

Mitterer machte sich beim Aufbau der Kolonie verdient und wurde deshalb auch in die Ehrentafel der Pioniere von Dreizehnlinden aufgenommen.

Am 5. Mai 1939 verstarb Hans Mitterer in Dreizehnlinden im Alter von 49 Jahren. Seine Frau Rosa Mitterer folgte ihm erst 32 Jahre später am 5. Juli 1971. Weitere 20 Jahre später, am 24. Februar 1991, starb auch sein 1920 noch in Hopfgarten geborener Sohn Johann Mitterer in Dreizehnlinden.

Categories
Flieger des Monats

Oberleutnant Mario Tschurtschentaler d‘Èlmo

von Thomas Albrich.

Oberleutnant in der Reserve Mario Tschurtschentaler d‘Èlmo, geboren am 22. Februar 1892 in Borgo di Valsugana (Welschtirol), war der Sohn des Antonio Tschurtschentaler d’Èlmo und der Camilla, geborene Zamboni. Er gehörte zum 4. Tiroler Kaiserjäger-Regiment und diente als Feldpilot bei der Flik 21.

Am 7. November 1917 begann er seine Pilotenausbildung bei der Flek 14 und Flek 8. Dabei wurde er u. a. ausgebildet auf Ufag Ba 161 und Berg Ba 137 Zweisitzer. Weiters wurde er auch zum Fotoeinsitzer-Pilot ausgebildet und flog dabei u. a. mit Phönix D.IIa 422.08.

Mario Tschrutschentaler als Flieger – unbekannter Fotograf (Archiv Alexander Kustan)

Im Juli 1918 kam er vom 11. Armeekommando zur Flik 21 und wurde noch im Juli 1918 Feldpilot. Im Juli 1918 absolvierte er drei Feindflüge, alle mit Ufag C.I 161.51. Bei einem Fotoflug am 29. Juli 1918 über den eigenen und ersten feindlichen Stellungen im Raume vor dem k.u.k. XIII. Korps flog er 220 km Strecke, war dabei dreimal in einen Luftkampf verwickelt, konnte aber die Gegner erfolgreich abwehren. Seine Flugzeit betrug 1 Stunde 50 Minuten. Im August 1918 absolvierte er fünf Feindflüge, alle mit dem Berg C.I 137.24 Fotoeinsitzer. Bei einem Fotoflug am 6. August 1918 flog er 310 km Strecke mit dem Berg C.I 137.24 Einsitzer über dem Col di Rosso – Costalunga – Pennar – Sisemol, wofür er 2 Stunden 35 Minuten benötigte. Im September 1918 erhielt er das Feldpilotenabzeichen und wurde im November 1918 mit dem Militärverdienstkreuz 3. Klasse ausgezeichnet.

2006 erhielten zwei Wanderwege im Bereich Monte Celva, die zu den feldmäßigen Befestigungen führen, die Namen der Flieger Joseph Kiss und Mario Tschurtschentaler.

Offene Fragen:

  • Wo lebte Tschurtschentaler nach 1918?
  • Ist er im Trentino geblieben oder ausgewandert?
  • Wie verlief sein Leben?
  • Wo ist er gestorben?
Categories
Flieger des Monats

Oberleutnant Richard Müller

von Nikolaus Hagen.

Richard Müller (später Müller-Welten) kam am 1. Oktober 1894 in Franzensfeste zur Welt und war heimatzuständig nach Innsbruck. Seine Eltern waren Hermann Müller und Bertha Norer. Er besuchte die Realschule – vermutlich in Graz – und anschließend die Theresianische Militärakademie in Wiener Neustadt. Am 15. Oktober 1914 wurde er als Leutnant zum k.k. Landwehr-Infanterie-Regiment 17 ausgemustert.

Laut seiner Personenbeschreibung war Müller 182 cm groß, hatte blonde Haare, graue Augen, ein längliches Gesicht und beherrschte sowohl Deutsch als auch Italienisch. Müller galt als tauglich, war allerdings kurzsichtig mit beidseitig je zwei Dioptrien. Dennoch wurde er im Juni 1915 zu den Luftfahrtruppen kommandiert und der Fliegerkompagnie 13 an der Russlandfront als Beobachteroffizier eingesetzt. Kurz darauf, am 1. Juli 1915, wurde er zum Oberleutnant befördert.

Die aktive Fliegerkarriere währte nur äußerst kurz. Am 28. Juli 1915 wurden Müller und Feldpilot Korporal Josef Horvath im Luftkampf abgeschossen. Die Nachrichtenabteilung des A.O.K. fing einen russischen Bericht über den Hergang ab:

„Oestlich der Zlota-Lipa bemerkten unsere Aviatiker (Lt. Pokrowski, Cornet Plonsik) gegen 8 h früh des 28/7. einen österr. Aeroplan; sie stiegen sofort auf, holten ihn ein und schoßen ihn zur Erde. Das Feindliche Flugzeug trug einen Lt. und einen Unteroffz., welche sich ergaben. Das erbeutete Flugzeug ist ein vollkommen neuer Apparat mit 120 Pferdekräften.“

Die Beilage der russischen Zeitschrift Nowoje Wremja publizierte am 6. November 1915 eine Fotografie der beiden gefangenen Österreicher umgeben von russischen Fliegerkräften vor dem erbeuteten Flugzeug.

Die beiden österreichischen Flieger in der Mitte

Müller blieb bis 1921 in russischer Kriegsgefangenschaft. Bereits während der Gefangenschaft soll er Musik studiert und als Kapellmeister fungiert haben. Nach anderen Angaben hatte er schon zwischen 1908 und 1912 die Grazer Musikschule besucht. Laut einem Bericht von 1922 habe er „lange Jahre in Rußland als Dirigent russischer Ballette“ gewirkt und sei „mit der Richtung der neuen Ballettmusik vertraut“ geworden.

Nach der Rückkehr nach Österreich führte er den Doppelnamen Müller-Welten (möglicherweise nach Heirat) und setzte er seine Musikstudien – vermutlich in Graz – fort und war anschließend bei verschiedenen Kapellen und Orchestern, unter anderem dem Grazer Orpheum, tätig. Länger soll er sich etwa in Stuttgart aufgehalten haben. Laut einem Nachruf habe er sich bereits 1933 „als überzeugter Österreicher“ dazu entschlossen, nach Frankreich zu emigrieren. Dort sei er in einer Ölraffinerie tätig gewesen und nach dem „Anschluss“ als deutscher Bürger ausgewiesen worden. Zurück in Tirol habe er „während des Krieges schwere Tage zu bestehen“ gehabt, die „seine Gesundheit schwer angegriffen hatten“. Aus Vereinschroniken lässt sich entnehmen, dass er von 1939 bis 1942 Kapellmeister der Musikkapelle Leutasch und von 1942 bis 1950 von jener in Lans war. Auch in Sistrans soll er in gleicher Funktion aushilfsweise tätig gewesen sein.

Bei Kriegsende wurde Müller-Welten „Ortskommandant der Widerstandsgruppe des Tiroler Ortes Sistrans“. Als solcher habe er in den letzten Kriegstagen „eine Gruppe von SS-Männern aufgespürt, die mit eigenhändig von Doktor Gruber [späterer Außenminister] unterschriebenen Ausweisen versehen waren“, so schrieb der Volkswille am 2. Dezember 1949.

Gemeinsam mit bekannten Persönlichkeiten des politischen Lebens, darunter dem Innsbrucker Bürgermeister Anton Melzer, gründete er 1946 eine Tiroler Vereinigung für den kulturellen und wirtschaftlichen Austausch mit der Sowjetunion. Für einen Teil des rechtskonservativen Lagers stand er spätestens ab diesem Zeitpunkt im Verdacht, ein kommunistischer Agitator zu sein. Als weiterer „Beweis“ diente die Tatsache, dass die Lanser Musikkapelle, der Müller-Welten vorstand, am 1.-Mai-Aufmarsch der Tiroler KPÖ (gegen Bezahlung) wiederholt teilgenommen hatte. Im Mai 1949 behauptete die Tiroler Bauern-Zeitung auf ihrer Titelseite wahrheitswidrig, Müller-Welten sei 1938 in die Sowjetunion geflohen, „wo er zum ‚Aktivisten‘ ausgebildet wurde“. Die Behauptung musste widerrufen werden.

In den Folgejahren war Müller-Welten privat als Musik- und Theaterkritiker tätig und beruflich als leitender Angestellter in einer Innsbrucker Pelzwarenhandlung. Er verstarb am 9. August 1971 „nach einer langen Krankenzeit“, wie es in einem Nachruf heißt.

Categories
Flieger des Monats

Toni (Anton) Überbacher

von Thomas Albrich.

Stabsfeldwebel Toni (Anton) Überbacher, 1. Tiroler Kaiserjäger-Regiment, geboren 1898 in Wien, zuständig nach Bozen, wurde am 10. Juni 1916 in Brixen gemustert und ist freiwillig eingerückt. Er war ledig, römisch-katholisch, hatte fünf Klassen Realschule absolviert und war Student im zweiten Semester. Er sprach deutsch und italienisch und war 1.70 Meter groß. Am 8. Juli 1916 wurde er zur Fliegerersatztruppe transferiert. Nach seiner Ausbildung zum Piloten, er hatte sein Pilotendiplom Nr. 601 am 6. Februar 1917 erhalten, kam er im März 1917 von der Fliegerersatztruppe zur Flik 28 und wurde im Mai 1917 Feldpilot. Am 26. Mai 1917 war gemeinsam mit Artillerie-Beobachter Leutnant Julius Schlegel unterwegs und wurde im Luftkampf leicht verwundet. Im Juni 1917 erhielt er das Feldpilotenabzeichen, wurde im Juli Zugsführer und im März 1918 Feldwebel.

Im Mai 1918 erschien dann eine sensationelle Meldung in den Innsbrucker Nachrichten und im Tiroler: Laut diesen Meldungen wurde Feldpilot Stabsfeldwebel Anton Überbacher aus Bozen, Träger der Silbernen Tapferkeitsmedaille 1. Klasse und 2. Klasse, der Bronzenen Tapferkeitsmedaille und des Karl-Truppenkreuzes, „für hervorragend schneidiges Verhalten vor dem Feinde in mörderischem Luftkampfe mit der Goldenen Tapferkeitsmedaille ausgezeichnet.“ Im Tiroler hieß es abschließend: „In den ersten Tagen des Mai errang er seinen 7. und 8. Luftsieg und ist somit in die Reihe unserer erfolgreichsten Feldflieger eingetreten.“ Damit wäre er tatsächlich zu einem Fliegerass geworden. Überbacher scheint aber unter keinem weiteren Datum in der Presse auf, weder vor noch nach dieser angeblichen Auszeichnung! Bei Jörg C. Steiner („Heldenwerk“) scheint er nicht als Träger der Goldenen Tapferkeitsmedaille auf. Zudem registriert Robert Veinfurter („Das Fliegende Personal der k.u.k. Fliegerkompanien im Ersten Weltkrieg“) keinen einzigen Luftsieg von Überbacher! War er also einer jener, die sich ihren Heldenstatus schon während des Krieges selbst gebastelt haben?

Überbacher erhielt im Juni 1918 das Feldpilotenabzeichen für das zweite Jahr. Schließlich wurde er im August 1918 Stabsfeldwebel. Sein weiteres Leben liegt für uns im Dunkeln: Aus der Zeit nach Kriegsende ist nur bekannt, dass er angeblich im Jahre 1923 als Verkehrsflieger in Deutschland arbeitete und in Beziehung zu Ing. Hummel in Innsbruck und dessen Projekt der Gründung eines Tiroler Luftverkehrsunternehmens stand.

Was hat Überbacher nach 1923 beruflich gemacht? Wo hat er gelebt? Wann ist er gestorben?

Categories
Flieger des Monats

Pilot Karl Miller

von Thomas Albrich.

Karl Miller war der 1897 geborene jüngste Sohn von Friedrich Miller sen., dem Begründer der Firma F. Miller Optik in Innsbruck, die gerade ihr 150jähriges Gründungsjubiläum feiert. Seine älteren Brüder waren der Optiker Fritz Miller jun., einer der aktivsten Tiroler Ballonfahrer vor 1914, Dr. Wilhelm Miller und Max Miller. Wir haben von der Familie tolle Bilder bekommen, darunter eine Reihe von Bildern aus der Luft über dem Außerfern mit Reutte und der Zugspitze, dem Plansee und Füssen. Die Bilder sind meist undatiert (die wenigen Datierungen sind vom Juli 1918) und stammen aus dem Familien-Fotoalbum. Es gibt leider weder eine schriftliche noch eine mündliche Überlieferung dazu. Wahrscheinlich als bayerischer Staatsbürger wurde er zu den bayerischen/deutschen Fliegertruppen eingezogen und dort 1918 ausgebildet und eingesetzt, wie aus den Bildern zu ersehen ist. Vermutlich nach dem Ende des Ersten Weltkriegs optierte die damals in Innsbruck schon längst fest verwurzelte Familie Miller für die österreichische Staatsbürgerschaft.

Unbekanntes Flugfeld – möglicherweise in Bayern? Fotografie von Karl Miller (Privatbesitz)

Karl Miller wohnte Ende 1922 in der Kochstraße im Innsbrucker Saggen und war ein begeisterter Sportler. Er war im Vorstand des alpinen Klubs „Karwendler“ und nahm 1922 und 1923 an Schießwettbewerben und Skirennen der Tiroler Heimatwehr teil. Auch als Skiläufer und Ski-Staffelläufer in der Mannschaft der „Karwendler“ war Miller 1923 und 1924 erfolgreich. Am 7. November 1932 starb sein Vater Friedrich Miller sen. im 84. Lebensjahr. Danach taucht Karl Miller nur noch selten in der Tagespresse auf. So meldeten die Dolomiten im Dezember 1958, dass der damals 61jährige Fabrikant mit seinem VW in Bozen einen Verkehrsunfall hatte, bei dem aber nichts passierte. Karl Miller starb 1966 in Innsbruck.

Fokker D.VII auf unbekanntem Flugfeld. Fotografie von Karl Miller (Privatbesitz)

Es stellen sich eine Reihe von Fragen: ab wann war er beim bayerischen/deutschen Militär? Welchen militärischen Rang erreichte er? Wo machte er seine Fliegerausbildung? Hat er einen aktiven Dienst bei der Fliegertruppe ausgeübt und wenn, in welcher deutschen Fliegereinheit hat Karl Miller gedient? Wurde er als Flieger ausgezeichnet? Was hat er nach 1918 als Fabrikant bis zu seinem Tod beruflich und privat gemacht? Warum scheint er seit 1924 nicht mehr in der Tagespresse auf?

Zu den Bildern: 1. Wurde dieses Bild auf dem Flugplatz in Schleißheim aufgenommen? 2. Identischer Platz aus der Luft?

Update 7.12.21:

Von Reinhard Kastner erhielten wir die Information, dass Miller in den Kriegsstammrollen der bayerischen Armee nicht aufscheint.

Categories
Flieger des Monats

Franz Ziehaus

von Thomas Albrich

Der Bregenzer Franz Ziehaus entzieht sich bisher unserer historischen Forschung. Er scheint in keiner Pressemeldung während des Ersten Weltkriegs auf und auch in einschlägigen Aktenbeständen hat er scheinbar keine Spuren hinterlassen. Es ist bislang nur bekannt, dass er sein Pilotendiplom Nr. 920 am 13. Dezember 1917 erhielt und anschließend angeblich Militärfluglehrer war. Sein militärischer Rang ist uns derzeit noch nicht bekannt.

Ziehaus taucht erstmals 1927 in der Vorarlberger Presse als Testpilot für den Lustenauer Willi Scheffknecht auf. Der junge Lustenauer Schlosser hatte schon 1922 ein Einsitzer-Motorflugzeig gebaut, das jedoch bei zwei Probeflügen beschädigt wurde. 1925 hatte er mehr Erfolg: das von ihm gebaute zweisitzige Motorflugzeug mit zehn Meter Spannweite verkaufte er noch im selben Jahr an einen Schweizer Geschäftsmann. Im Winter 1926/27 baute Willi Scheffknecht einen Doppeldecker mit sieben Meter Spannweite und fünf Meter Länge, der bei der Gewerbeausstellung 1927 in Feldkirch ausgestellt wurde. Nach der Ausstellung absolvierte Franz Ziehhaus im Rheinvorland einige Probeflüge, die zunächst sehr zufriedenstellend ausfielen. Bei einem dieser Flüge fabrizierte Ziehaus allerdings eine Bruchlandung, als er in der Nähe des Rheindammes bei Lustenau, angeblich infolge Benzinmangels, notlanden musste und sich mehrmals überschlug. Der Zeitungsbericht dazu lautete etwas harmloser:

„Lustenau, 2. Dez[ember 1927] (Der erste Probeflug mit dem Flugzeug Scheffknecht’s verfilmt.) Wie bereits vor mehreren Wochen berichtet, hat sich Herr Willi Scheffknecht aus Lustenau ohne jede fremde Hilfe ein Flugzeug selbst konstruiert und gebaut. Es handelt sich um einen Einsitz-Doppeldecker mit luftgekühltem Zweizylinder-Motor (1100 ccm Inhalt). Am vergangenen Sonntag hat nun der ehemalige Militärfluglehrer Herr Franz Ziehaus aus Bregenz mit dem Apparat den ersten Probeflug gemacht, um dem Flugzeug eventuell noch anhaftende Konstruktionsfehler feststellen zu können. In aller Heimlichkeit wurde am Vorabend der Apparat unter die Rheinbrücke bei Fußach gebracht und am Sonntag früh dort aufmontiert. Gegen 10 Uhr vormittags erfolgte dann bei ziemlich nebeligem Wetter der Start und ein kurzer Flug dem Rhein entlang mit einer Kehre über dem Wasser zurück zum Startplatz. Start und Flug ging glatt vonstatten. Bei der Landung hatte sich das Flugzeug infolge nicht genauer Einstellung der Tragflächen sowie ungünstiger Beschaffenheit des Landungsplatzes überschlagen. Der Flieger blieb unverletzt, der Apparat selbst ward nur leicht beschädigt. Sowohl Herr Scheffknecht als auch Herr Ziehaus sind der festen Ueberzeugung, daß sich die kleinen Mängel leicht beheben lassen, so daß bald vor der Oeffentlichkeit weitere und größere Probeflüge werden stattfinden können. Dieser Probeflug sowie die Vorbereitungen hiezu wurden durch den Geschäftsführer des Invaliden-Kinos Bregenz verfilmt und bietet sich dadurch Gelegenheit, dieses interessante Ereignis im Kino zu sehen. Laut Ankündigung gelangt der Film am 3. und 4. Dezember in Bregenz, am 7. und 8. Dezember im Rheinkino in Lustenau und am 10. und 11. Dez[ember] im Invalidenkino in Dornbirn zur Vorführung.“

Am 16. März 1928 hatte Franz Ziehaus bei Hörbranz einen schweren Motorradunfall. Durch diesen Unfall war Ziehaus verhindert, im Sommer 1928 einen neuerlichen Flug mit Scheffknechts verbesserten Modell durchzuführen. Wer die erwähnten beiden Probeflüge an seiner Stelle durchgeführt hat, ist unbekannt. Am 4. August 1928 erschien nämlich im Vorarlberger Tagblatt unter dem Titel „Flugzeugbesichtigung in Lustenau“ folgende Ankündigung:

„Seit dem letzten Sonntag hat unser junger Konstrukteur Willy Scheffknecht sein nun umgeändertes Flugzeug in der Schule Kirchdorf ausgestellt. Der Apparat hat bereits zwei Probeflüge hinter sich. Durch den Umbau, den Herr Scheffknecht ebenfalls selbst vorgenommen hat, ist das Flugzeug in seiner Konstruktion einwandfrei.“

Bei einem Kameradschaftsabend der Motorradsektion Bregenz des Vorarlberger Automobilklubs im April 1935 hielt Franz Ziehaus einen Vortrag über seine Erlebnisse als Kriegsflieger, der reichlichen Beifall erntete.

Zum Bregenzer Franz Ziehaus, dem angeblichen ehemaligen Militärfluglehrer, gibt es in den Vorarlberger Zeitungen der 1920er und 1930er Jahre außer dem Bericht über den Probeflug von 1927 zahlreiche Werbeeinschaltungen zu seiner Motoradwerkstatt in Bregenz und nach dem „Anschluss“ 1938 ein Bericht über ihn als Funktionär des nationalsozialistischen Fliegerkorps. Auch nach 1945 schaltete Ziehaus immer wieder Annoncen für seinen Motorradhandel in Vorarlberger Zeitungen.

Wer weiß mehr über Franz Ziehaus? Wann wurde er geboren? Wann ist er verstorben? Wo war er Fluglehrer im Jahre 1918?

Categories
Flieger des Monats

Leutnant Josef Schröder

von Thomas Albrich.

Leutnant Josef Schröder wurde am 3. März 1896 als Sohn des damaligen Oberst Josef Schröder in Imst geboren und war nach Innsbruck zuständig. Er meldete sich nach Abschluss des Oberrealgymnasiums als 19-Jähriger zu den Tiroler Kaiserjägern. Bei seiner Musterung am 13. März 1915 war Schröder Student, ledig, römisch-katholisch, 1.78 groß und sprach nur deutsch. Er wurde dem 1. Regiment der Tiroler Kaiserjäger zugeteilt und bald zum 4. Regiment transferiert. Sein Vater war mittlerweile Oberstleutnant beim Militärkommando Innsbruck. Am 1. April 1915 wurde Schröder jun. zum 4. Tiroler Kaiserjäger-Regiment transferiert und an die Ostfront versetzt, wo er an der Sommeroffensive gegen Russland teilnahm. Später diente er an der Italienfront und kämpfte am Monte Piano, am Isonzo und Pordoi. Während seines Kriegseinsatzes bekam Schröder im Schnitt alle drei bis vier Monate den nächsthöheren Dienstgrad. Am 1. August 1916 wurde er zum Leutnant in der Reserve ernannt.

Als frisch ernannter Offizier meldete sich Schröder zu den Luftfahrtruppen und wurde vom 14. Dezember 1916 bis zum 2. Jänner 1917 zum Luftfahrt-Kurs eingeteilt, danach kam er vom 13. Jänner bis 26. Februar 1917 zur Ausbildung in die Fliegeroffiziersschule (Flosch) nach Wiener Neustadt. Nach Abschluss seines Kurses diente er vom 10. März 1917 bis zum 2. Oktober 1917 als Beobachteroffizier bei der Flik 10. Im Juni 1917 absolvierte er einen Funkkurs, im August erhielt er die Militärverdienstmedaille am Bande des Militärverdienstkreuzes. Während dieser Zeit bekam er am 28. Juli 1917 das Luftfahrerabzeichen auf ein Jahr verliehen. Vom 1. Oktober 1917 bis zum 6. März 1918 war er als Beobachteroffizier bei der Flik 35. Danach kam er zur Pilotenausbildung zu den Fliegerersatztruppen. Seinen Pilotenschein Nr. 2180 erhielt er am 3. Juni 1918. Nach Abschluss seiner Ausbildung am 25. Juli 1918 diente er bis zum 14. September 1918 als Pilot bei der Flik 30. Damit endete seine Fliegerkarriere. An diesem Tag wurde Schröder zu seinem Stammtruppenkörper, den Tiroler Kaiserjägern, zurückbeordert und am 1. November 1918 in den Präsenzstand im Range eines Leutnants übernommen. Am 30. April 1919 wurde er als Leutnant in den Reservestand versetzt.

Für seinen militärischen Einsatz wurde Schröder neben dem bereits erwähnten Luftfahrerabzeichen am 3. September 1917 mit der Bronzenen Tapferkeitsmedaille ausgezeichnet, erhielt eine Allerhöchste Belobigung sowie am 6. September 1917 die Militärverdienstmedaille am Bande. Er erhielt erine weitere belobende Anerkennung „für abermaliges tapferes Verhalten als Flieger vor dem Feinde“ und am 31. Mai 1918 die Silberne-Militärverdienstmedaille am Bande des Militär-Verdienstkreuzes verliehen.

Nach seinem Ausscheiden aus dem Militärdienst wurde er im Jänner 1920 Gründungsmitglied des Tiroler Fliegerverbandes und übte die Funktion eines 2. Schriftführers aus. Er studierte dann an der Technischen Hochschule in Wien, musst aber aus finanziellen Gründen sein Studium aufgeben. Am 23. November 1923 trat er in die Dienste des Landesverkehrsamtes für Tirol, das ihm kaufmännische Angelegenheiten des damaligen Propagandabüros, der heutigen Tiroler Verkehrswerbung, übertrug. In kürzester Zeit arbeitete sich Schröder so gut ein und erwarb sich derart umfassende Kenntnisse im Druckerei- und Verlagswesen sowie in der Bildkunst, dass ihm die selbständige Herausgabe der für den Tiroler Fremdenverkehr überaus wichtigen Werbeschriften, Hotelbücher, Kartenwerke und die regelmäßig erscheinenden repräsentativen Bildwerke Tyrol anvertraut wurden. 1928 wurde ihm die Führung der Tiroler Verkehrswerbung als Direktor offiziell übergeben. Er behielt seine Funktion – außer in der NS-Zeit – bis zu seiner Pensionierung 1962.

Categories
Flieger des Monats

Korporal Richard Belligoi

von Thomas Albrich

Richard Belligoi kam am 25. Februar 1895 in Zell bei Kufstein zur Welt. Seine Eltern waren Johann und Anna Belligoi. Er war im Zivilleben Bahnbediensteter, bei seiner Musterung ledig und diente als Korporal im 6. Husarenregiment. Er kam dann als Pilotenschüler zur Fliegertruppe. Angeblich zur Fliegerkompagnie 6 – wahrscheinlicher aber zur Fliegerersatzkompagnie 6.

Belligoi starb an den Folgen seiner Kriegsverletzung im April 1917 in Klagenfurt, begraben in St. Anna bei Klagenfurt. Er war durch einen Lanzenstich in die Hüfte und dann durch Granatsplitter am rechten Fuß verwundet worden. Während seines Dienstes erhielt er zweimal die bronzene Tapferkeitsmedaille und das Karl-Truppenkreuz. Posthum wurde er mit der Großen Silbernen Tapferkeitsmedaille ausgezeichnet. Am 14. Mai 1917 hieß es dazu im Allgemeinen Tiroler Anzeiger:

„Der am 22. April [1917] nach schwerer Krankheit fürs Vaterland gestorbene 23jährige Pilotenschüler Richard Belligoi aus Kufstein wurde mit der silbernen Tapferkeitsmedaille erster Klasse ausgezeichnet.“

Sterbebild im Tiroler Ehrenbuch

Wer weiß mehr über Richard Belligoi?

Categories
Flieger des Monats

Hauptmann Wilhelm Möller

von Thomas Albrich.

Heute stellen wir einen Offizier vor, der in ganz anderer Funktion als die bisher vorgestellten Beobachteroffiziere und Feldpiloten in den letzten beiden Kriegsjahren für die Verteidigung Tirols wirkte: Hauptmann Feldpilot Wilhelm Möller, geboren am 11. Februar 1886 in Wiener Neustadt. Er besuchte die Militär-Unter- und Oberrealschule, danach die Infanterie-Kadettenschule in Graz-Liebenau und kam am 18. August 1905 zum Infanterie-Regiment 67. Am 1. Mai 1908 wurde er Leutnant, am 1. Mai 1913 Oberleutnant. Nach Beginn des Weltkrieges wurde er 1914 zunächst Kompaniekommandant, anschließend Bataillonskommandant auf dem russischen Kriegsschauplatz. Am 1.September 1915 wurde er zum Hauptmann befördert.

Anschließend war er vom 4. September 1915 bis zum 1. November 1918 Mitglied der k.u.k. Luftfahrtruppen. Er absolvierte seine Ausbildung in der Fliegeroffiziersschule, war Adjutant im Kommando der Luftschutztruppen und im Kommando der Fliegerersatztruppen.

Nach Beendigung seiner Ausbildung zum Beobachteroffizier kam Hauptmann Möller am 8. Juli 1916 vom Lehrbataillon zur Flik 24. Im August wurde er mit dem Militärverdienstkreuz 3. Klasse ausgezeichnet. Am 1. Oktober 1916 wurde er bei der Landung (Pilot war Feldpilot Zugsführer Josef Kiss) schwer verletzt. Am 18. Dezember 1916 wurde Möller zu den Fliegerersatztruppen transferiert. Möller war danach aufgrund seiner schweren Verletzungen fluguntauglich. Laut Pitsch war Möller vom 20. Juli 1916 bis zum 24. März 1917 Kommandant der Flik 24 in Pergine. Tatsächlich hatte während Möllers Zeit bei der Flik 24 Hauptmann Gustav Studeny diese Position inne.

Vom 15. März 1917 bis 1. November 1918 war Möller dann Kommandant des Luftfahr-Abwehrdienstes im Bereich des Militärkommandos Innsbruck. Dabei war er für alle Bereiche der Luftverteidigung in Gesamttirol – vom Ausbau des Netzes der Flugwachen bis zur Flak – verantwortlich.

Nach Kriegsende war er bis 1919 wieder beim Infanterie-Regiment 67. Im März 1919 wurde er Kommandant des Heimatluftschutzes, 1921 wurde er zum Major befördert. Bis 1935 machte er Dienst bei der Infanterietruppe, und zwar bei den Infanterie-Regimentern 1, 5 und 2. Am 15. Juli 1933 wurde er zum Oberstleutnant befördert und übernahm am 1. März 1935 das Kommando über das Gardebataillon. Im Juli 1936 erreichte er als Kommandant der Luftschutztruppen der österreichischen Luftstreitkräfte seine höchste militärische Position vor dem „Anschluss“. Unmittelbar nach dem „Anschluss“ wurde er am 15. März 1938 pensioniert. Nach Kriegsende 1945 wurde er sofort zum Oberst ernannt und trat seinen Dienst im Heeresamt an. Ende Juli 1947 wurde er als Generalmajor in den dauernden Ruhestand versetzt. Er starb im November 1957 in Wien.

War er tatsächlich, wie Pitsch behauptet, Feldpilot oder doch nur Beobachteroffizier, wie Veinfurter ausführt? Wer weiß mehr über seine Tätigkeit als Chef des Luftabwehrdienstes im Bereich des Militärkommandos Tirol?

Categories
Flieger des Monats

Leutnant Alfred Weissensteiner

von Stefan Stachniß

Alfred Weissensteiner wurde am 16. Juni 1893 in Bludenz geboren. Seine Eltern waren Karl Weissensteiner, ein Maschinenführer aus Hieflau in der Steiermark, und Anna Kößler. Die Familie übersiedelte nach Geburt und Taufe des Sohnes wieder nach Hieflau. Zum Zeitpunkt seiner Musterung beim österreichisch-ungarischen Heer im Jahr 1914 war Alfred Weissensteiner in Salzburg wohnhaft, katholisch, ledig und beherrschte neben der deutschen Sprache auch Französisch und Englisch. Weissensteiner wurde dem Infanterieregiment 59 zugeteilt und war zunächst als Offizier bei seinem Stammtruppenkörper tätig.

Im April 1916 wechselte er zu den Luftfahrtruppen und absolvierte in einem Lehrbataillon die Ausbildung zum Beobachteroffizier. Drei Monate später wurde er bei der Fliegerkompagnie 30 bei der k. u. k. 7. Armee an der Ostfront in Dienst gestellt. Kurz nach seiner Versetzung erfolgte die Beförderung zum Leutnant in der Reserve. Bei der Flik 30 erzielte er am 8. September 1916 gemeinsam mit dem Flugzeugführer Korporal Karl Semmelrock einen Luftsieg. Bei einem Fernaufklärungsflug gelang es den beiden Fliegern, einen russischen Flugapparat nach kurzen Kampfhandlungen bei Nadworna zur Notlandung zu zwingen. Dabei wurde der Beobachter des russischen Aufklärers tödlich und der Pilot schwer verletzt.

Weissensteiner blieb bis zum März 1917 bei dieser Einheit, bei der er als Beobachteroffizier weitere erfolgreiche Feindflüge verzeichnen konnte. Danach kam er für kurze Zeit zur Flik 29, ehe er am 20. Juli 1917 zur Flik 31 wechselte. Nach mehrmaligem Hin-und-Her zwischen den Fliegerkompagnien 29, 30 und 31, blieb er ab Februar 1918 nochmals für einen Monat bei der Flik 29. Als Beobachter war Leutnant in der Reserve Weissensteiner zunächst der erste Mann im Flugzeug und in seiner primären Funktion als Reihenbildner eingesetzt. Bei Aufklärungsflügen fotografierte er dabei wichtige Teile des Feindgebiets. Diese Fotos wurden zur weiteren taktischen Planung für die Infanterie und Artillerie verwendet.

Nachdem er ab März 1918 bei den Fliegerersatztruppen die Pilotenausbildung absolviert hatte, wurde er mit 23. Mai 1918 bei der Feldfliegerschule des Heeresgruppenkommandos von Boroevic zum Feldpiloten ausgebildet und kam im Juni 1918 als Feldpilot zur Fliegerkompagnie 61J, einer Jägerstaffel der Isonzoarmee. Über seinen Flugapparat, den er bei der Flik 61J flog, berichtet der Flugzeughistoriker Karl Meindl: „Am Rumpf seiner Albatros D.III hatte er das bayrische Wappen aufgemalt.“ Dies sei ein Hinweis darauf, dass er vorhatte, sich nach Kriegsende im benachbarten Bayern niederzulassen. Ob er das getan hat, wissen wir nicht. Sein weiteres Leben ist derzeit unbekannt.