Einführung in ein Forschungsprojekt
Mit dem Ende des Ersten Weltkriegs Anfang November 1918 endete auch die Geschichte eines zumeist wenig beachteten Teils der österreichisch-ungarischen Militärgeschichte: der k.u.k. Luftfahrtruppen. Piloten wie Godwin Brumowski, Julius Arigi, Benno Fiala, Frank Linke-Crawford oder Josef Kiss, István Fejes und als einziger Tiroler Raoul Stoisavljevic mit 12 Luftsiegen prägen als „Fliegerasse“ das Bild dieser Truppe, die vier Jahre lang erfolgreich gegen einen zumindest zahlenmäßig meist weit überlegenen Gegner – vor allem an der Front gegen Italien – kämpfte.
In diesem Forschungsprojekt geht es aber nicht um die rund 50 „Fliegerasse“ der k.u.k. Luftfahrtruppen, die fünf oder mehr Luftsiege erreichten, sondern um Flieger mit Namen wie Altadonna, Bösch, Büchele, Dreher, Flatz, Khuepach, Koleritsch, Kühne, Luger, Matt, Melzer, Moosbrugger, die Brüder Perini und Schossleitner, Schmid und Zebisch. Das sind Alt-Tiroler und Vorarlberger, die zwischen 1914 und 1918 zum fliegenden Personal der k.u.k. Luftfahrtruppen gehörten und größtenteils vergessen sind.
Zwar zählten sie nicht zu den erfolgreichsten österreichischen Fliegern, doch auch sie erzielten einzelne Luftsiege und waren Teil der österreichisch-ungarischen Luftfahrts- und Militärgeschichte.
Warum beschäftigen wir uns mit diesen Personen?
Im Zuge eines Lehrforschungsprojekts der Universität Innsbruck zu den „Fliegerassen“ im Kriegsarchiv in Wien haben wir auch die Personalakten der Tiroler (Nordtirol, Südtirol und Trentino) und Vorarlberger Mitglieder des Offizierskorps der k.u.k. Luftfahrtruppen ausgehoben. Dieses erste Ergebnis hat uns bewogen, dem gesamten aus Tirol und Vorarlberg stammenden Personal der Luftfahrtruppen einen eigenen Band zu widmen, also auch dem nichtfliegenden Personal, das bislang überhaupt nicht eingehend untersucht wurde.
Dazu gehören zahlreiche Meteorologen der Universität Innsbruck, Techniker, Mechaniker und anderes Bodenpersonal, Wachmannschaften oder Soldaten, die in verschiedenen Funktionen im Arsenal der Luftfahrtruppen in Wien oder in Fischamend Dienst taten. Insgesamt handelt es sich um mindestens siebzig Vorarlberger und Tiroler Offiziere und eine weitaus größere, aber bislang unbekannte Zahl von Unteroffizieren und einfachen Soldaten.
Das Problem beginnt schon damit: wer ist Vorarlberger oder Tiroler? Reicht es, in Vorarlberg oder Tirol geboren zu sein oder muss man auch in dort gelebt haben? Ist auch ein Deutscher, der in Vorarlberg oder in Tirol lebte, ein Vorarlberger oder Tiroler? Für unser Projekt haben wir uns darauf verständigt, dass jeder in Tirol (in seinen historischen Grenzen) und Vorarlberg Geborene sowie jeder, der sein Erwachsenenleben in diesen Ländern verbracht hat, als Tiroler oder Vorarlberger Flieger gilt.
Ziel des Projekts ist eine kritische kollektivbiografische Untersuchung dieses Personenkreises.
Über diese Webseite
Unser Forschungsprojekt ist work in progress. Vorläufige Ergebnisse unseres Projekts sowie Einblicke in unsere Forschung stellen wir im Sinne einer public history regelmäßig auf dieser Webseite vor. Über das Menü oben rechts erhalten Sie Zugriff auf alle Kategorien und Inhalte. In der Serie Flieger der Woche veröffentlichen wir wöchentlich die Kurzbiografie eines Fliegers. Zudem publizieren wir in der zweiten Serie Flieger gesucht in regelmäßigen Abständen Listen von Fliegern, zu denen wir gerade forschen und bei denen wir auf weitere Hinweise angewiesen sind. Wenn Sie sich für den bereits erschienen ersten Band unserer Forschungen interessieren, dann erhalten Sie auf dieser Seite Informationen zu unserem Buch Österreich-Ungarns Fliegerasse im Ersten Weltkrieg. Nähere Informationen zum Projektteam finden sich hier.
Unsere Webseite ist eine Einladung zum Mitmachen und Mitforschen. Bei der Suche nach biografischen Informationen zu bereits bekannten und noch unbekannten Fliegern sind wir ganz besonders auf Hinweise aus den einzelnen Orten und Regionen angewiesen.
Thomas Albrich
Nikolaus Hagen